[August 2016] Zehn Freiwillige zwischen 16 und 30 Jahren verbrachten für den guten Zweck eine arbeitsreiche Woche auf der Löschbodenalm im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen. Von 07. bis 13. August wurden bei der Umweltbaustelle des Alpenvereins Weideflächen geschwendet und Trockensteinmauern aufgebaut. Ziel war es, die Alm als besonderen Lebensraum zu erhalten.
Statt am Pool zu chillen, zog es die zehn Freiwilligen der Umweltbaustelle Löschbodenalm eine Woche lang in die Berge, um dort zu arbeiten. Auf über 1.700 m Seehöhe sollten Weideflächen so gepflegt werden, dass diese auch in Zukunft Menschen, Tieren und Pflanzen einen Lebens- und Erholungsraum bietet.
Die Hauptaufgabe auf der Alm am Tuxer Hauptkamm bestand im Schwenden von Almflächen, also im Entfernen von Latschen, Wacholder und weiteren Zwergsträuchern. Dadurch wird verlorene Weidefläche wieder zurückgewonnen. Ein weiterer Teil der Arbeit war der Wiederaufbau einer 100 Jahre alten, traditionellen Steinmauer.
Almgrundbesitzer Michael Erler unterstreicht die besondere Bedeutung dieser Steinmauern: "Sie sind ein wertvoller Lebens-, Nist-, Nahrungs- und Rückzugsraum für viele Tiere und Pflanzen. Das gilt etwa für Eidechsen, Wildbienen oder Mäuse bzw. verschiedene Hauswurzarten, Farne und Mauerpfeffer".
Simon Grubauer, Bürgermeister von Tux, bezeichnet die Umweltbaustelle auf der Löschbodenalm als Glücksfall für die Gemeinde: "Unsere Lebensräume müssen gepflegt und geschützt werden, die Umweltbaustellen des ÖAV setzen genau da an und tragen dazu bei, das Bewusstsein dafür zu schärfen. Die Projekte sind auch ein wertvolle Initiative, um die Idee des Naturparks transportieren zu können und mit Leben zu füllen."
Seit Jahren kämpft man auf den Almen mit strukturellen Problemen. Dabei erfüllen sie wichtige Funktionen. Sie bewahren zahlreiche Kulturlandschaftselemente und leisten einen Beitrag zur Artenvielfalt sowie dem attraktiven alpinen Landschaftsbild, das nicht nur von Einheimischen, sondern auch Touristen geschätzt wird. Das bewies auch ein junger Teilnehmer aus Stuttgart, der sich für die Löschbodenalm im Zillertal einsetzte.
Willi Seifert, Geschäftsführer des Hochgebirgs-Naturparks, sieht in den Almen einen der Schwerpunkt der Naturparkarbeit. Dem soll auch mit dem Projekt "Naturschutzplan auf der Alm" Rechnung getragen werden, das gerade in den Startlöchern steht.
Das gezielte Schwenden auf den Almen trägt dazu bei, einen wichtigen regionalen Kreislauf zu unterstützen. "Die Weideflächen sind die Grundlage, um das Milchvieh im Sommer auf die Alm auftreiben zu können, wo es artenreiches und qualitativ hochwertiges Futter vorfindet. Das ist wiederum Grundlage für die Heumilch, die in den Sennereien des Zillertales zu hochwertigen Produkten weiterverarbeitet wird", erklärt Seifert.
Bereits im Herbst könnte eine Erweiterung des Naturparks durch die Tiroler Landesregierung beschlossen werden. Diese umfasst neben den Almen eine weitere alpine Besonderheit südöstlich der Löschbodenalm, die Blockgletscher. Diese Schutt-Eis-Gemenge bewegen sich im aktiven Zustand talwärts.
"Die aktiven und inaktiven Blockgletscher im Lange-Wand-Kar, Mitterschneidkar und in den Karen nördlich des Höllensteinkees im Tuxertal deuten auf Permafrost hin. Außerdem sind sie Indikatoren für Klimaveränderungen. Durch das Anbohren der Blockgletscher werden Temperaturänderung der letzten Jahrtausende festgestellt", erklärt Marc Ostermann vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Innsbruck.
In Österreich setzen sich heuer über 300 Freiwillige für die Alpen ein. In insgesamt 30 Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten des ÖAV werden Wanderwege instandgesetzt, Almen geschwendet und Schutzwälder aufgeforstet.
Text und Fotos: Lisa Payreder (P.U.L.S.-Praktikantin)