Über ein Jahrzehnt hat sich der Österreichische Alpenverein um eine Lösung für die baufällige Hütte im Nationalpark Hohe Tauern bemüht. Nachdem mehrere Varianten für einen Ersatzbau und dessen Finanzierung zu keiner zufriedenstellenden Lösung geführt haben, wird nun der Auftrag für Abriss und Renaturierung der Baufläche vergeben.
Seit 1834 steht die Hofmannshütte oberhalb der Pasterze in der Nähe der Franz-Josefs-Höhe auf über 2.400 Metern. Lange vor der Großglockner Hochalpenstraße gebaut, war die Hütte der Ausgangspunkt für den einstigen Normalweg auf den Großglockner. Insbesondere aufgrund des Rückgangs der Pasterze ist diese alpinistische Funktion schon lange nicht mehr gegeben, Bergsteiger nehmen den höchsten Gipfel Österreichs mittlerweile über andere Wege in Angriff.
Im Jahr 2005 wurde die Hofmannshütte aufgrund von Behördenauflagen und ihres baulich desolaten Zustands geschlossen. "Als eine unserer ältesten Hütten mit einer großen alpinistischen Vergangenheit hatte die Hofmannshütte für uns als Bergsteigerverein auch emotionalen Wert. Die Schließung war daher natürlich mit viel Wehmut verbunden", erzählt Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora.
So bemühte sich der Alpenverein als Betreiber und Bauherr lange Zeit weiterhin, auf ihrem Fundament einen Ersatzbau zu verwirklichen. Sämtliche Gespräche mit den beteiligten Parteien (Land Kärnten, Bund, Nationalpark, GROHAG, Gemeinde Heiligenblut) über alternative Konzepte verliefen aufgrund fehlender verbindlicher Finanzierungszusagen der Partner im Sand - das Projekt Hofmannshütte lag über Jahre auf Eis.
"Wir hofften immer auf eine Unterstützungszusage durch die beteiligten Partner, denn uns als Alleineigentümer war klar, dass ein Ersatzbau ohne finanzielle Förderung nicht realisierbar war. Doch die verbindlichen Zusagen blieben trotz aller Bemühungen aus. Wir haben uns daher durchgerungen, der Natur ein Stück zurückzugeben und die Hofmannshütte aufzugeben", so Ermacora.
Im Jahr 2015 suchte der Alpenverein daher bei der Gemeinde Heiligenblut um Abbruch der Hütte und Renaturierung des Grundstücks an. Dieser Antrag wurde von der zuständigen Naturschutzbehörde sofort genehmigt, erst nach mehrfacher Urgenz schließlich Ende des Jahres 2015 auch von der Gemeinde Heiligenblut.
Mitten in den Vorbereitungen für die Umsetzung des Abbruchs erreichte den Alpenverein am 18. Mai 2016 ein Antrag des Nationalparks Hohe Tauern zum Projekt "Neuerrichtung Hofmannshütte". Dieser wurde im Bundesausschuss des Österreichischen Alpenvereins ausführlich geprüft und nach langem und sorgfältigem Abwägen kam das Gremium zu dem Entschluss, dass an diesem besonderen Platz in den Alpen kein neues Projekt entstehen soll.
"Wir werden daher den Projektantrag des Nationalparks ebenso ablehnen, wie wir unsere eigenen Bestrebungen nach einem Ersatzbau endgültig aufgeben. Diese Vorgehensweise halten wir sowohl im eigenen als auch im Sinne des Nationalparks für die Beste", so Ermacora.
Vor allem die Renaturierung soll verhindern, dass das mittlerweile baufällige und gefährliche Objekt betreten und als Müllablageplatz oder Abort im Nationalparkgebiet missbraucht wird. Die Arbeiten dazu sollen je nach Wetterlage im Herbst 2016 beginnen. Der Auftrag dafür wird bis 30. Juni 2016 vergeben. Dies wurde im Rahmen der Bundesausschuss-Sitzung des Österreichischen Alpenvereins am 18.6.2016 erneut bestätigt.