[27.08.2019] Bei einer internationalen Pressewanderung am 22. und 23. August erläutern die Alpenvereine die umfangreichen Wasserkraft-Pläne in den Stubaier Alpen. Und erklären, warum sie dagegen sind. Dabei geht es auch um die immer drängendere Frage, ob sich Klimaschutz und Naturschutz vereinbaren lassen.
In der aktuellen Ausgabe 8/2019 bringt das Magazin GEO sehr treffend auf den Punkt, was viele Naturschutzverbände derzeit umtreibt – und allen voran die Alpenvereine. Denn die Alpen sind doppelt so stark vom Klimawandel betroffen wie der globale Durchschnitt. Gleichzeitig lastet auf den Alpen im Hinblick auf die Energiewende ein riesiger Erwartungsdruck. Der Konflikt ist offensichtlich: Einerseits gibt es große Potenziale zur Ausschöpfung der Wasserkraft, andererseits sind die alpinen Ökosysteme besonders wertvoll und empfindlich.
Für die Alpenvereine ist eine Auseinandersetzung mit diesem Konflikt existenziell wichtig – und zwar nicht morgen oder übermorgen, sondern jetzt, wo die Klimakrise endlich ganz vorne auf der Agenda der Weltöffentlichkeit angekommen ist. Es gilt, Antworten zu finden auf Fragen wie diese: Wird uns die Energiewende in eine weitere Ausbeutung ökologischer und landschaftlicher Ressourcen treiben? Sind Konzepte wie „Renewable Alps“ und „klimaneutrale Alpen“ überhaupt realisierbar? In welcher (Alpen-)Welt wollen wir leben?
Einfache Antworten wird es nicht geben, das dürfte auch bei den Diskussionen im Rahmen der Pressewanderung deutlich werden. Wie viele andere Naturschutzverbände wissen die Alpenvereine um die Wichtigkeit der Energiewende. Ihre tiefe Überzeugung ist es aber auch, dass die Alpen einen unersetzbaren ökologischen und sozialen Wert haben. Seien also Eingriffe in die alpinen Ökosysteme noch so legitim: Die Alpenvereine sehen es als ihre Pflicht, die Öffentlichkeit über die Konsequenzen solcher Eingriffe zu informieren und für den Schutz der Alpen einzutreten. Dazu dient die Kampagne #unserealpen.
Zum Start der Kampagne im Dezember 2018 ging es vor allem um drohende Skigebietserschließungen in den Alpen. Und darum, die neue Kampagne bekannt zu machen. Mit drei gleichzeitig in Innsbruck, Bozen und München stattfindenden Pressekonferenzen haben die Alpenvereine im Dezember den internationalen Charakter der Kampagne deutlich gemacht. In der zweiten Kampagnenwelle im Mai 2019 stand die europäische Dimension der Alpen Mittelpunkt. Vor dem Hintergrund, dass ein Großteil der Probleme in den Alpen europäischen Ursprungs ist, haben die Alpenvereine im Vorfeld der Europawahl klare Forderungen in Richtung Brüssel geschickt.
Sehr prominente Unterstützung kam dabei vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Bei einer gemeinsamen Wanderung im Mai sagte er mit Blick auf den alpinen Naturschutz: "Hier spielt der Deutsche Alpenverein zusammen mit den Partnerverbänden in Europa eine große Rolle. Das Stichwort heißt 'Unsere Alpen'!"
Ergänzend zur politischen Kommunikation starteten die Alpenvereine im Zuge der zweiten Kampagnen-Welle eine Mitmachaktion für Bergsportlerinnen und Bergsportler Unter dem Hashtag #unserealpen waren sie aufgerufen, ihren Blick auf die Alpen zu teilen. Alleine bei Instagram sind mittlerweile mehr als 5300 Fotos zusammengekommen. Diese Fotos werden nun in der aktuellen dritten Kampagnenwelle im August und September 2019 in mehreren auflagenstarken Publikationen als Mosaik veröffentlicht. Die vierte Welle wird im Dezember 2019 starten und erneut Skigebietserschließungen im Fokus haben. Außerdem wird #unserealpen als Podcast erscheinen.