[16. Juli 2018] 54 Tage vor der Heim-WM in Innsbruck legte die ÖAV-Athletin Jessica Pilz eine herausragende Vorstellung hin: Beim zweiten Vorstieg-Weltcup der Saison in Chamonix holte sie sich ihren ersten Weltcupsieg! In souveräner Manier durchkletterte sie die Finalroute als Einzige bis zum Top. Jakob Schubert bestätigte seine Topform und kletterte auf den zweiten Platz. Seine Schwester Hannah Schubert erreichte ebenfalls das Finale und wurde Achte. Der Sieg bei den Herren ging an Stefano Ghisolfi (ITA).
Der Weltcup in Chamonix ist der einzige Bewerb im IFSC-Kalender, der sich nicht an ein Wochenende hält, sondern an den französischen Nationalfeiertag, an dessen Vorabend jedes Jahr das Finale stattfindet. In Chamonix funktioniert das, weil das Städtchen am Fuß des Mont Blanc der Bergsteiger-Ort schlechthin ist. Der Bewerb gilt als das Highlight im Vorstieg-Weltcup. Dementsprechend erfreut er sich großer Zuschauerzahlen: Heuer waren mehrere Tausend Zuschauer vor Ort, als Jessica Pilz vom Alpenverein Amstetten/Haag ihren ersten Sieg im Weltcup feierte.
Zwei Tops in der
Qualifikation der Herren gelangen nur Jakob Schubert und Alexander Megos
(GER). Max Rudigier, der in der Vorwoche in Villars noch Rang 5
erreicht hatte, machte in beiden Qualifikationsrouten weit unten
Flüchtigkeitsfehler und musste sich mit dem enttäuschenden 76. Rang
zufriedengeben. Georg Parma verpasste knapp die Weltcuppunkte und wurde
32. Florian Klingler wurde 90.
Bei den Damen qualifizierten sich Jessica
Pilz, Hannah Schubert und Julia Fiser ohne Probleme. Katharina Posch
erreichte das Halbfinale als 25. Für Christine Schranz (39.) und
Magdalena Röck (59.) lief es nicht wie erhofft, sie schieden in der
Qualifikation aus.
Im Halbfinale kletterte Jessica Pilz wie entfesselt bis fast zum Top und zog auf Zwischenrang eins ins Finale ein. Hannah Schubert schaffte den Aufstieg ebenfalls mit einer sehr kämpferischen Leistung. Ihr Bruder, Jakob Schubert, beeindruckte im Halbfinale mit einer Demonstration der Stärke. Er kletterte deutlich weiter als die Konkurrenz.
Katharina Posch (20.) und Julia Fiser (22.) stürzten beide in einer schwierigen Passage, die die Hälfte aller Halbfinalistinnen stoppte.
Nach vier dritten und sechs zweiten Plätzen kam der große Moment
von Jessica Pilz ausgerechnet am Tag nach dem Rücktritt der zweifachen Ex-Weltmeisterin Anna Stöhr. Aufgrund des ersten Zwischenrangs im Halbfinale
startete sie als Letzte ins Finale. Janja Garnbret (SLO) war stark
geklettert und hatte es bis zum letzten Zug geschafft, die Latte lag
also hoch. Nach einem nervösen Start fand Jessica Pilz in Routenmitte zu
sich und legte einen unwiderstehlichen Auftritt hin, der erst endete,
als sie den Umlenker eingehängt hatte.
Nachdem es oft knapp nicht geklappt hatte, war ihr erster Sieg im Weltcup letztlich ungefährdet. Hannah Schubert zeigte im vierten Finale ihrer Karriere eine starke Leistung und wurde Achte. Die Slowenin Janja Garnbret wurde Zweite, Kim Jain (KOR) wurde Dritte.
"Zu Beginn der Finalroute war ich sehr nervös. Es ist immer speziell, als Letzte aus der Isozone zu kommen. Je höher ich kam, desto mehr genoss ich es. Ich wollte unbedingt zum Top. Besser kann ein erster Weltcupsieg glaube ich nicht sein: Vor diesem Publikum in Chamonix das Finale durchsteigen und gewinnen... es fühlt sich unglaublich an!"
Jessica Pilz (21), Alpenverein Amstetten/Haag
Im Herrenfinale kletterte der vorletzte Starter Stefano Ghisolfi (ITA) zum Top. Das bedeutete, dass Jakob Schubert (Alpenverein Innsbruck) ebenfalls durchsteigen musste um aufgrund seines besseren Halbfinalergebnisses zu gewinnen. Der 27-jährige Innsbrucker kletterte sicher bis in die Schlusspassage, stürzte jedoch ein paar Züge vor dem Umlenker. Sein starker Auftritt wurde mit Rang 2 belohnt, es ist sein 11. Podestplatz in Folge im Vorstieg. Rang 3 ging an Alexander Megos (GER).
"Es freut mich, dass ich im Moment so konstant bin. Über den zweiten Platz freue ich mich auch! Stefano Ghisolfi war im Finale der Beste. Das Halbfinale hat mir besser gefallen, im Finale kam es mehr auf Taktik an, weil es leichter war. Ich bin oben mit der falschen Hand rauf, sonst wäre vielleicht der Sieg drin gewesen. Heute steht die Jessy auf jeden Fall im Mittelpunkt, ein solcher Sieg hier in Chamonix, und dann auch noch der erste... das freut mich voll für sie!"
Jakob Schubert (27), Alpenverein Innsbruck
Bei den Herren
wurde Matthias Erber mit einer Zeit von 6.80 Sekunden 27. Lukas Knapp
lief in 7.09 Sekunden auf den 33. Platz. Jakob Schubert konnte mit 8.03
Sekunden und Rang 53 sein zweites Speed-Resultat dieser Weltcupsaison
verbuchen.
Jessica Pilz, die in 10.89 Sekunden 42. wurde, verbuchte ihr
erstes Speed-Ergebnis. Um im Kombinationsweltcup gewertet zu werden,
sind mindestens zwei Ergebnisse pro Disziplin notwendig. Pilz und
Schubert haben aufgrund starker Ergebnisse im Bouldern auch in diesem
Ranking gute Chancen auf eine Topplatzierung.
Alexandra Elmer wurde mit 9.00 Sekunden 22., Nina Lach lief auf Rang 28 (9.40 Sekunden).
Mit Briançon (20.-21.7.) und Arco (27.-28.7.) warten im Juli zwei weitere Weltcup-Stationen, bevor die österreichische Vorstieg-Elite einen guten Monat Zeit hat, sich auf die Weltmeisterschaften in Innsbruck vorzubereiten: Am 6. September steht im Kletterzentrum Innsbruck die Qualifikation der Damen im Vorstieg an, die Herren folgen am 7. September. Die Finalrunden finden am 8. und 9. September in der Olympiaworld statt.
Alle Informationen zur Kletter-WM unter www.innsbruck2018.com
Quelle: Kletterverband Österreich