[28.10.2016] 2013 drohte den alpinen Vereinen in Österreich die Streichung der Bundesförderung zum Erhalt der Hütten und Wege. Nach heftigem Protest der betroffenen Organisationen stellten die Ministerien eine erhöhte "Förderung der alpinen Infrastruktur" bis zum Jahr 2017 in Aussicht – was mit einer Gesamtsumme von 3,6 Millionen Euro pro Jahr verwirklicht wurde. Vor dem Auslaufen der aktuellen Förderperiode zieht der Alpenverein (ÖAV) nun eine Zwischenbilanz: € 33,6 Mio. wurden seit 2013 investiert, 1.230 Sanierungen und Umweltschutzmaßnahmen in Österreichs Bergen wären ohne Zuschüsse undenkbar gewesen. Auch das Umweltgütesiegel für mittlerweile 57 ÖAV-Hütten würde wohl kaum in dieser Form existieren.
"Unser Versprechen, die Hütten und Wege in unseren Bergen instand zu halten und ihre Sicherheit zu gewährleisten, stellt uns jedes Jahr vor neue Herausforderungen. Das Klima ist rau, die Stützpunkte schwer erreichbar und die Pflege und Wartung der alpinen Infrastruktur eine arbeits- und kostenintensive Aufgabe. Der Großteil unserer Hütten wurde bereits vor über hundert Jahren gebaut und so zeigen sich bei der einen oder anderen naturgemäß Alterserscheinungen", so Alpenvereinspräsident Dr. Andreas Ermacora.
Ohne Zuschüsse nicht leistbar
Zudem müssen die Hütten zunehmend für Behördenauflagen wie Brandschutz, Arbeitnehmerschutz und Hygienevorschriften adaptiert werden. Auch der Aufwand für die Erhaltung der Wege steigt aufgrund von klimatischen Veränderungen und neuen Haftungsansprüchen. "Ohne Zuschüsse aus dem Bund wäre der Aufwand für die alpine Infrastruktur schon lange nicht mehr leistbar und wir sind sehr dankbar, dass die Förderung mit dem Budget 2013 tatsächlich erhöht wurde", betont Ermacora.
Der Verband Alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) erhält aus den Fördertöpfen des Ministeriums 3,6 Millionen Euro für die Instandhaltung der alpinen Infrastruktur, davon gehen 2,1 Millionen an den Alpenverein.
In Hinblick auf die Fortführung der Förderung (die aktuelle Förderperiode läuft 2017 aus) zeigt sich der Alpenvereinspräsident noch optimistisch: "Die Bergwelt spendet Kraft, sie ist Österreichs größter Schatz. Der Tourismus hat das schon lange erkannt und ich denke nicht, dass die Politik die alpine Infrastruktur in Zeiten wie diesen aufs Spiel setzen wird." Die Bevölkerung und unsere Gäste wissen das Wege- und Hüttennetz, das die Alpen durchzieht, immer mehr zu schätzen – das zeigen die Besucherzahlen und allgemein die wachsende Begeisterung für den Bergsport.
Für Tourismus von essentieller Bedeutung
"Für den Tourismus in Österreich ist die Fortführung der Förderung für die alpine Infrastruktur von essentieller Bedeutung – würde sie wegfallen, wäre das eine Katastrophe! Nur der Zuschuss aus dem Bund kann den Fortbestand der Schutzhütten und Bergwege auf lange Sicht garantieren. Kein alpiner Verein kann eine solche Herausforderung ganz aus eigener Tasche stemmen", so Andreas Ermacora.
Die Alpenvereinssektionen in ganz Österreich arbeiten ehrenamtlich daran, die 26.000 km Bergwege Jahr für Jahr für Wanderer und Bergsteiger kostenlos begehbar zu halten und die 232 Hütten ökologisch auf den aktuellsten Stand zu bringen. Modernisierungen werden nur dort vorgenommen, wo sie erforderlich sind. Die Arbeitsleistung der Ehrenamtlichen hätte hochgerechnet einen Wert von 3,8 Millionen Euro pro Jahr. Über ein Viertel seines Budgets investiert der Alpenverein in Sanierungs- und Umweltschutzmaßnahmen sowie Instandhaltungsarbeiten.
Effektive Strukturverbesserungen möglich
"Aufgrund der erhöhten Förderung können wir es uns leisten, effektive Strukturverbesserungen vorzunehmen, die schon lange auf der Warteliste standen. Für die Bauprojekte unserer Sektionen konnten wir einen Beihilfensatz von bis zu 50 Prozent garantieren – für den Rest kommt der Verein selbst auf", erklärt Alpenvereinspräsident Ermacora. Rund 300 Beihilfenanträge bearbeitet der Alpenverein jedes Jahr. Bis zu zehn Einreichungen jährlich sind Großprojekte wie Ersatzbauten oder Generalsanierungen.
Kärnten: Generalsanierung Klagenfurter Hütte, 1.664m / Karawanken
Niederösterreich: Ersatzbau Annaberger Haus, 1.377m / Türnitzer Alpen
Oberösterreich: Sanierung Goiserer Hütte, 1.592m / Salzkammergut
Salzburg: Ersatzbau Franz-Fischer-Hütte, 2.020m / Radstädter Tauern
Steiermark: Sanierung Guttenberghaus, 2.146m / Dachsteingebirge
Tirol: Sanierung Kellerjochhütte, 2.237m / Tuxer Alpen
Vorarlberg: Sanierung Totalphütte, 2.385m / Rätikon
Ein weiterer Effekt, den die Hüttenförderungen mit sich bringen, sind die Adaptierungen zugunsten des Umweltschutzes: Seit 20 Jahren vergibt der Alpenverein das Umweltgütesiegel an jene Schutzhütten, die den Umweltgedanken besonders konsequent leben. Energieeffizienz und -versorgung, Abwasserklärung, Abfallvermeidung und -entsorgung sowie eine saubere Hüttenumgebung sind die Kriterien, um mit dem begehrten Siegel ausgezeichnet zu werden.
Verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen
"Das Umweltgütesiegel setzt ein starkes Engagement der Wirtsleute in der Betriebsführung voraus. Die Maßnahmen für den Umweltschutz und der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen bedeuten für Sektionen und Wirte einen großen finanziellen und zeitlichen Aufwand. Dieser Einsatz verdient unsere höchste Anerkennung", so DI Helmut Ohnmacht, Architekt und Vizepräsident des Alpenvereins.
In einem beispiellosen Kraftakt hat es die Wiener Alpenvereinssektion Austria nun geschafft, all ihre bewirtschafteten Hütten mit dem Umweltgütesiegel auszeichnen zu lassen und damit eine Vorreiterrolle im Alpenverein eingenommen. Mit der Austriahütte im Dachsteingebirge reiht sich jetzt die 16. Schutzhütte der Sektion in die erlesene Auswahl von 57 Umweltgütesiegelhütten des ÖAV ein.
Ser Vorsitzende des Alpenverein Austria, KR Prof. Fritz Macher zeigt sich stolz: "Zur Erfüllung der strengen Kriterien haben wir im letzten Jahrzehnt einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag investiert – etwa für biologische Kläranlagen, Photovoltaik und Mehrfach-Brauchwassernutzung."
Ohne die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand und das enge Zusammenwirken mit dem Hauptverein in Innsbruck wären diese Umweltschutzmaßnahmen nicht umsetzbar gewesen, betont Macher und fügt hinzu: "Auch die Hüttenpächter tragen durch nachhaltige Bewirtschaftung wesentlich dazu bei, die Anforderungen des Umweltgütesiegels zu erfüllen. Damit geben wir einen vitalen Beweis, dass der Alpenverein nicht Verhinderer, sondern verantwortungsvoller Vorreiter für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist."
1) Austriahütte, Umweltgütesiegel seit 2016, www.alpenverein.at/austriahuette
2) Hochweißsteinhaus, Umweltgütesiegel seit 2015, www.alpenverein.at/hochweisssteinhaus
3) Edelrautehütte, Umweltgütesiegel seit 2014, www.alpenverein.at/edelrautehuette
4) Simonyhütte, Umweltgütesiegel seit 2014, www.alpenverein.at/simonyhuette
5) Guttenberghaus, Umweltgütesiegel seit 2014, www.alpenverein.at/guttenberghaus
6) Haindlkarhütte, Umweltgütesiegel seit 2014, www.alpenverein.at/haindlkarhuette
7) Adamekhütte, Umweltgütesiegel seit 2013, www.alpenverein.at/adamekhuette
8) Ybbstalerhütte, Umweltgütesiegel seit 2013, www.alpenverein.at/ybbstalerhuette
9) Wolayerseehütte, Umweltgütesiegel seit 2013, www.alpenverein.at/wolayerseehuette
10) Obstansersee-Hütte, Umweltgütesiegel seit 2012, www.alpenverein.at/obstanserseehuette
11) Seethalerhütte, Umweltgütesiegel seit 2012, www.alpenverein.at/seethalerhuette
12) Hesshütte, Umweltgütesiegel seit 2012, www.alpenverein.at/hesshuette
13) Filmoor-Standschützenhütte, Umweltgütesiegel seit 2012, www.alpenverein.at/filmoorstandschuetzenhuette
14) Oberwalderhütte, Umweltgütesiegel seit 2012, www.alpenverein.at/oberwalderhuette
15) E.T.-Compton-Hütte, Umweltgütesiegel seit 2012, www.alpenverein.at/etcomptonhuette
16) Porzehütte, Umweltgütesiegel seit 2001, www.alpenverein.at/porzehuette
Der Wiener "Alpenverein Austria" mit seinen rund 37.000 Mitgliedern erhält und betreut neben den genannten Hütten noch mehrere Kapellen und Denkmäler, vier Kletterhallen, eine unbewirtschaftete Schutzhütte, ein Vereinshaus in der Wiener Rotenturmstraße und über 2.000 km Wege.