Klettern boomt und Kletterhallen schießen wie Pilze aus dem Boden. Trotz Normen und perfekter Ausrüstung passieren Unfälle - zum Teil mit schweren Folgen. Der Alpenverein hat seine Empfehlungen überarbeitet, international abgestimmt und in einem Poster verarbeitet.
Der Zulauf zum Klettersport ist ungebrochen und im Alpenverein schätzt man die Zahl der Aktiven in Österreich inzwischen auf mehr als 360.000. Mindestens. Der deutlichste Beleg für die hohe Attraktivität des Kletterns sind die neuen Kletterhallen, die österreichweit ihre Tore öffnen. Insgesamt weist der Online-Kletterhallenfinder des Alpenvereins bereits mehr als 200 künstliche Kletteranlagen aus - in Wirklichkeit werden es wohl noch einige mehr sein.
Freude und Verantwortung
Im Alpenverein freut man sich über diese Entwicklung, hat man doch seit mehr als 20 Jahren das "Sportklettern" konsequent aufgebaut und gefördert - und dies sowohl als Breitensport als auch als Spitzensport. Gleichzeitig weist Österreichs größter Alpinverein eindringlich auf das Risiko hin, das mit dem Klettersport ursächlich verbunden ist. "Auch in Kletterhallen kann man abstürzen - zu vielen ist das nicht bewusst" - warnt Michael Larcher, Bergsport-Chef im Österreichischen Alpenverein. Ein tödlicher Unfall in Salzburg vor einigen Jahren, vier schwere Unfälle in Innsbrucker Kletterhallen, zwei schwere Unfälle in deutschen Kletterhallen (1 Toter, 1 Querschnittlähmung) machen unmissverständlich klar, dass trotz genormter Ausrüstung und fehlenden alpinen Gefahren noch genügend Fehlerquellen bestehen bleiben.
Faktor Mensch
Menschliches Versagen steht heute als Unfallursache an oberster Stelle. "Eine umfangreiche Studie hat nachgewiesen, dass 1/3 der Sicherungspartner ihren Job nicht vollkommen beherrschen" - so Larcher. Im Klartext bedeutet dies, dass bei dieser Gruppe unerwartete Stürze zu Unfällen führen können! Und Unfälle beim Klettern - auch wenn sie selten sind - sind eben häufig mit schweren Verletzungen verbunden.
Sicher Klettern
Der Alpenverein hat das "Regelwerk" für Sicheres Klettern in Hallen überarbeitet und dies mit den alpinen Vereinen des Club Arc Alpin (CAA, Vereinigung der acht Alpinverbände im Alpenbogen) international abgestimmt. Leitmotive bei der Erstellung der neuen Empfehlungen waren: so wenig, so einfach und so prägnant wie möglich. Zudem wird jede Regel mit einer Illustration im Comic-Stil anschaulich dargestellt. Herausgekommen sind die „10 Sicher Klettern Indoor“-Kletterregeln, die von allen Mitgliedsvereinen textlich komplett ident kommuniziert werden.
Verpackt wurden die Sicher-Klettern-Empfehlungen in ein neues Poster.
Lass dich ausbilden!
In einem Punkt sind sich die Sicherheitsexperten des Alpenvereins einig: Klettern und Partnersichern muss man bei qualifizierten Ausbildern lernen und ausreichend trainieren. Nur so können die notwendigen Fertigkeiten vermittelt werden - und das Bewusstsein, dass man - als Sichernder - das Leben seines Partners in den Händen hält.
Die Hallenplakate können hier in verschiedenen Größen als PDF heruntergeladen werden: