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TEAM - Abschlussexpedition Indien

erstellt am 06.11.2019 / Kategorie TEAM

Domenic Barbist
„Nach Indien, in den Himalaya”, gab ich zur Antwort, als zwei ältere Herren fragten, wo man wohl mit so viel Gepäck hinfährt. Die Gegend, in der wir uns nun die nächsten drei Wochen bewegten, heißt Kinnaur, 25 Tage Abenteuer lagen vor uns.

Vorfreude und ein wenig Anspannung waren es dann auch, die diese Zugfahrt zum Münchner Flughafen bestimmten. Endlich kam ich am Terminal an, wo die anderen sechs, Tobias, Magdalena, Peter, Hannes, Simon und Julian, schon warteten.  Zwei Jahre waren wir nun zusammen unterwegs gewesen und haben im Junge Alpinisten-Team viel über Klettern und Bergsteigen gelernt. Diese 25-tägige Expedition sollte gleichzeitig der Höhepunkt und Abschluss des laufenden Programms sein.

Junge Alpinisten TEAM Abschlusszoom
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Nachdem die Damen von Turkish Airlines unser Übergepäck wohlwollend ignoriert hatten, ging es Freitagnachmittag mit dem Flugzeug nach Istanbul, dann weiter nach Delhi, wo wir Samstag in der Früh landeten. Die Taschen und Koffer waren noch alle da, die Einreisekontrolle verlief problemlos und unsere Fahrer erwarteten uns schon mit zwei weißen Toyotas. Da war dann nur noch die unsichtbare Wand, gegen die man läuft, sobald man den klimatisierten Flughafen verlässt. Durch diese unbeschreiblich schwüle Luft, gemischt mit den Abgasen der Millionen Fahrzeuge Delhis, bahnten wir uns einen Weg zwischen den Tuk Tuks, Rindern, Straßenhunden und Menschenmassen hinaus aus der Stadt. 

Am Abend erreichten wir Shimla, die letzte Großstadt auf unserer Reise. Dort komplettierten Moths, Alex und Much, unsere drei Mentoren, die Gruppe. Mit einem köstlichen indischen Abendessen eröffneten wir unsere Expedition an diesem Tag. Am darauffolgenden Morgen fuhren wir auf engen Straßen weniger durch Täler, als vielmehr durch Schluchten landeinwärts. Erst bei Einbruch der Dunkelheit trafen wir in unserem Hotel ein, nachdem wir uns im letzten größeren Ort noch ordentlich mit Süßigkeiten und anderen Snacks eingedeckt hatten.

Die Gegend, in der wir uns nun die nächsten drei Wochen bewegten, heißt Kinnaur und seine Bewohner sind die Kinnauri. Das Dorf, in dem wir zu Gast waren, liegt auf ca. 3000m; doch darf man es sich nicht als kaltes Loch vorstellen. Wir befanden uns nämlich auf dem 31. Breitengrad, also ungefähr gleichauf mit Marrakesch oder Alexandria. Die Baumgrenze lag dadurch auf etwa 3700m und die Temperatur meist in Bereichen, wie wir sie aus Tirol gewohnt sind. 

Junge Alpinisten TEAMzoom
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Das ganze Land ist überzogen von kleineren und größeren Granitwänden, Blöcken und bis zu 6500m hoch aufragenden Bergen. Wo es die Natur zulässt, werden Kartoffel, Buchweizen und Äpfel traditionell und ohne irgendwelche Maschinen angebaut. Die Einheimischen, von denen wir ein paar näher kennen lernten, sind freundliche und sehr entspannte Menschen. Neben einigen Yaks, Adlern, Geiern, Schafen und Ziegen haben wir wenig Tiere zu Gesicht bekommen. Es sollen wohl Bären und ganz vereinzelt ein Schneeleopard in dieser Gegend gesehen worden sein, doch man brauche sich vor beiden nicht zu fürchten, sagte man uns.

Wir beschlossen, den ersten Tag im Tal mit Bouldern zu verbringen; an Blöcken fehlt es hier nämlich nicht. Am darauffolgenden Tag packten wir die Rucksäcke und stiegen erstmals hinter dem Dorf gut tausend Höhenmeter hinauf, bis wir Shangri-La erreichten. Der imposante Name wird dem Erscheinungsbild dieses Ortes mehr als gerecht. Es liegt dort oben eine plane Fläche halbrund umgeben von einem Feld aus großen Felsblöcken. Rechts davon donnert ein mächtiger Wasserfall herab und mitten hindurch fließt ein kleiner Bach. Zwischen ihm und einem hausgroßen Granitblock errichteten wir unser Basislager.

Junge Alpinisten TEAM Abschlusszoom
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Der nächste Tag sollte für die weitere Akklimatisierung und Erkundung des Gebiets genutzt werden. Wir starteten schon früh in Richtung einer Scharte und teilten uns dann auf. Drei Gipfel sollten wir an diesem Tag erreichen; teils gehend, teils kletternd, teils sogar in technischer Kletterei. Schließlich hatte jeder von uns das Glück, auf einem noch unbestiegenen Gipfel zu stehen. Vollends überzeugt von Fels und Landschaft, stiegen wir am nächsten Tag wieder ins Tal hinunter, um zu regenerieren.

Ein paar Tage hielten wir uns in unserer Herberge auf, boulderten, spielten Karten und genossen das wunderbare Essen, das unser Koch zubereitete. Langsam rief aber auch schon wieder der Berg und mit vielen neuen Ideen machten sich die Ersten auf zur Hochebene. Alex, Magda, Tobi und ich blieben noch eine Nacht im Tal. Mit Snacks und dem gebratenen boneless chicken, das in der Folge noch ein elementarer Bestandteil unserer Abendessen werden sollte, machten wir uns bei bestem Wetter am darauffolgenden Tag auf nach Shangri-La. Während Much, Simon, Peter, Julian, Hannes und Moths eine Gletschertour in Angriff nahmen und aus strategischen Gründen schon einen Tag früher aufgebrochen waren, planten wir eine reine Felstour, die einen nicht so langen Zustieg verlangte. Nur ahnend, wo sie sich befanden, machten wir uns im Basislager über unsere Grillhendl her, hoffend, dass auch sie in ihrem Zwischenlager etwas Feines zu Beißen hatten.

Verdammt, wir hatten verschlafen! Als es dämmerte waren wir aber dann abmarschbereit. Zu viert bahnten wir uns den Weg hinauf durch den Kessel bis unter ein mächtiges Felsmassiv, das vier markante Pfeiler zu Tale sendet. Nach kurzem Überlegen war klar, dass der Dritte heute fällig war. In wenigen Minuten waren wir am Einstieg, den wir von rechts vornahmen, um einigen Platten auszuweichen. So mancher Finger wurde bei den morgendlichen Temperaturen taub, doch der gewaltige Fels und der schnelle Fortschritt unserer Erstbegehung ließen uns bald wieder warm werden. 

Es ging dahin; daran hinderte uns auch der schwere Zickzack-Riss, die Schneereste auf den Griffen oder die Nebelschwaden nicht, die uns bald einhüllten. Fünfzehn Seillängen bis ca. 6b+ legten wir zurück, ehe uns Schneetreiben und Nebel auf der Gratkante empfingen. Das Gipfelglück nur kurz genießend machten wir uns bald an den Abstieg. Hinab über den Südgrat gelangten wir in eine Scharte. Nun ging es nur abseilend durch eine eisige Geröllrinne weiter. Der obere Einstieg ist über und über mit Klemmblöcken verkeilt, sodass wir durch ein schmales Loch hindurch in die Rinne hineinseilen mussten, bevor wir über altes Eis, Schnee, Sand und loses Gestein weitere sechs Seillängen zu unserem Materialdepot am Pfeilereinstieg zurücklegten. 

Zwischenzeitlich hörte es auf zu schneien und wir konnten die Stimmen unserer Kollegen hören, die sich jetzt ebenfalls im Abstieg befanden. Ein wenig durchfroren erreichten wir das Materialdepot; im Basislager trafen wir schließlich um kurz vor acht Uhr, also ca. 1,5h nach Sonnenuntergang ein. Von da an lief der Gaskocher eine ganze Weile und weil ja Hunger bekanntlich der beste Koch ist, schmeckte die Nudelsuppe an diesem Abend besonders gut.

Junge Alpinisten TEAM Abschlusszoom
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Auch den anderen war ihre Unternehmung geglückt. Sie waren ja zuerst zum Basislager und am folgenden Tag weiter über das Joch auf den dahinterliegenden Gletscher aufgestiegen. Am dritten Tag ihrer Tour überwanden sie eine steile mehrere hundert Meter hohe Eisflanke und gelangten über einen Felsgrat bis auf den spitzen Gipfel auf ca. 5400m Höhe. Leider trübte an diesem Tag auch ihnen der Nebel das Panorama. Doch bereits am nächsten Tag zeigte sich der Himmel wieder wolkenlos und wir genossen einen Ruhetag in unserem Fünf-Sterne-Basislager, welches jetzt sogar einen kleinen Pool besaß, den wir durch das Stauen des kleinen Baches konstruierten. Zufrieden mit den Erfolgen der letzten Tage stiegen die meisten an diesem Tag wieder hinunter ins Tal. Zurück blieben noch Alex, Hannes, Magda und ich. Wir sollten am nächsten Tag noch einmal zu einem schönen Grat aufbrechen. 

Noch bei Dunkelheit verließen wir das Lager. Es ging wieder hinauf durch das riesige Blockfeld, vorbei am Obelisk und hinein in die Rinne, die wir noch von unserer ersten Akklimatisationstour kannten. Von der Scharte weg zog der Grat nun in 5 schönen Seillängen über eine interessante Verschneidung auf ein großes Gipfelplateau. Bei der Brotzeit dort oben hatten wir das Glück, zwei Adler zu beobachten, die neugierig über uns ihre Kreise zogen. Bei ungetrübtem Sonnenschein, hatten wir an diesem Tag eine hervorragende Fernsicht auf die umliegende Bergwelt mit ihren verschachtelten Tälern und den vergletscherten Sechstausendern. Aber auch diese Tour ging zu Ende und am frühen Nachmittag waren wir bereits wieder in Shangri-La, das wir bald darauf Richtung Tal verließen. Am Abend saßen wir bereits wieder alle beieinander in unserem Hotel und kosteten uns durch all die feinen Kreationen unseres Kochs.

Junge Alpinisten TEAM Abschlusszoom
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Nachdem wir nun bereits einige fordernde Erstbegehungen hinter uns hatten, beschlossen wir, den Rest unserer Zeit zu nutzen, um im Tal noch ein paar Sportkletterrouten zu bohren, bouldern zu gehen und die Region zu erkunden. Unweit des Dorfes fanden wir eine schöne Wand, die sich ideal für einen Klettergarten eignete. Mehrere Tage waren wir beschäftigt, den bis zu 50m hohen Abbruch mit Bohrhacken zu versehen, zu putzen und schließlich dann auch zu beklettern. Insgesamt entstanden so mehrere gebohrte und etliche cleane Touren, bei welchen wir nur jeweils zwei Standhacken setzten. Daneben konnten wir noch einige sehr interessante Boulderprobleme lösen.

Die letzten Tage vergingen dann wie im Flug. Neben Klettern und Bouldern machten wir auch noch einen Ausflug weiter Tal einwärts. Ein Bus brachte uns wild ruckelnd eine schmale Straße hinauf bis in das letzte Dorf. Ein paar wenige Bäume, Häuser, Tempel, Felder und weit hinten ein eisgepanzerter Berg waren da noch zu sehen. Zu Fuß wanderten wir durch das ursprüngliche Flusstal zurück in unser Dorf und halfen auf dem Weg ein paar Einheimischen eine kleine Brücke zu errichten. Auch unserem Vermieter gingen wir am letzten Tag zu Hand, als er uns zur Ernte mit auf sein Feld nahm; ein Erlebnis das ich sicher nicht vergessen werde. Da saßen alle zusammen in der Sonne und dreschten mit kurzen Stöcken das Korn, ehe es gesiebt und in große Säcke verladen wurde.

Der Abschied von Kinnaur nahte. Es wurde ein kleines Fest gegeben, ein Lagerfeuer entzunden und unser Koch legte sich besonders ins Zeug. Die Abreise am 27. September fiel dann auch mit einem Wetterumschwung zusammen, sodass wir nicht allzu ungern heimfuhren. Über Shimla gings zurück nach Neu-Delhi, wo wir noch einen Tag verbringen sollten. Mehr als ein paar Stunden hielten wir es in dem Chaos dieser Stadt aber nicht aus. Nachdem wir ein paar Gewürze und Souvenirs ergattert hatten, zogen wir uns schleunigst in unser Hotel zurück und spielten noch ein paar Runden Karten. Unser Flug am frühen Morgen war pünktlich. Schließlich landeten wir um viele neue Eindrücke und Erfahrungen reicher am 30. September wieder in München, wo unsere Reise zuletzt begonnen hatte.

Text: Domenic Barbist - Junge Alpinisten TEAM

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Tororang (4470m) - Austrian Direct , Mountain Massiv: Chaoorzoom
Tororang (4470m) - Austrian Direct , Mountain Massiv: Chaoor

Erstbesteigung: 11.09.2019 (Domenic Barbist, Alex Blümel, Magda Hofinger, Tobias Holzknecht)

APPROACH:

From the plateau follow the path leading northwards for a few hundred meters before heading up the big couloir on its right side over rocky terrain until you reach 4350m. Then cross the couloir to the left side towards the bottom of the first gully coming down the left mountain range. You will pass a prominent boulder with an overhanging slab. Ascent this gully until a height of 4500m, then turn to the left underneath a slab and find your way upwards through grassy terrain (2-3).

DESCENT:

Abseil down from the summit on the north side (50m) until you reach the belay of the last pitch. Make another abseil down the corner you climbed before (1 piton). Now move down the rocky terrain to the top of the gully (1 rappel) and descent. Maybe it is necessary to make a few rappels here.


 
 
 
 

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